Anafiotika, verbotenes Dorf in Athen
Die Geschichte des Dorfes Anafiotika, das Dorf der Leute von Anafi, reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Nachdem aber das Orakel von Delphi die Gegend um das Dorf herum zum heiligen Boden erklärte, wanderte die Bevölkerung ab.
Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Otto, der erste König von Griechenland, seinen Regierungssitz nach Athen verlegte, kam es wieder zu einer Besiedelung dieser Gegend am Akropolis-Hügel. Insbesondere Männer, die nach Arbeit in der neu entstandenen Hauptstadt suchten, kamen mit ihren Familien von den Kykladen-Inseln hierher, um Geld zu verdienen. Den Akropolis-Hügel suchten sie sich als neue Wohnstätte aus, weil dieser sie am ehesten an ihre gebirgige Heimat erinnerte. Obwohl das Bauen in dieser Umgebung seit 1834 verboten war, errichteten die Männer aus Anafi ihre kleinen, weißen Häuser an den Hängen des Berges, ohne sich dabei um Grundbucheintragungen zu kümmern. Vielmehr kauften sie die Grundstücke nicht, weil sie dazu gar nicht das Geld besaßen, sondern bauten ihre Häuser förmlich über Nacht auf diesen staatlichen und heiligen Grund. Im Laufe der Jahre entstand ein idyllisches und für Athen völlig untypisches Dorf.
Seitdem gibt es immer wieder Versuche der Regierung, dieses Viertel abzureißen, um Luxushotels, Souvenirläden oder andere Gebäude dort zu errichten. Bisher kam es jedoch nie dazu, weil Proteste nicht nur von den Bewohnern des eigentümlichen Dorfes innerhalb der Millionenstadt Athen befürchtet werden, sondern auch seitens anderer Bewohner der Hauptstadt, die dieses Viertel schätzen und lieben gelernt haben. Aber auch in touristischer Hinsicht hat Anafiotika aufgrund seiner Ruhe und Beschaulichkeit innerhalb der hektischen Großstadt inzwischen an Bedeutung gewonnen.